Academia.eduAcademia.edu
rem-Wissenschaft remmagazin 19/2010 Der Gürtel als Standeszeichen der römischen Soldaten Abb. 1 Statue eines Soldaten H. 1,41 m Gefunden in Gustavsburg 96 1. Hälfte 1. Jahrhundert n. Chr. rem Mannheimer Geschichtsblätter remmagazin 19/2010 Mannheimer Geschichtsblätter rem-Wissenschaft Stefanie Hoss Der Gürtel als Standeszeichen der römischen Soldaten Die Kleidung eines Menschen und seine soziale und Letzteres galt für die römische Armee offensicht- politische Identität waren in der antiken Welt direkt lich nicht, und nur im Bürgerkrieg trafen römische miteinander verbunden. Die Toga war gleichzeitig Truppen in der Schlacht auf einen Gegner, der ihnen Privileg und Symbol des römischen Bürgers, was selbst ähnlich sah. Alle anderen Feinde – von den schon durch die Selbstbezeichnung der Römer als Briten, Germanen, Galliern und Hispaniern über gens togati zum Ausdruck kommt.1 In ähnlicher die Nomaden der Steppen Osteuropas, Nordafrikas Weise deuteten auch andere Kleidungselemente und des Nahen Ostens bis zu den Armeen der Par- auf Status und Position des Trägers: Senatoren tru- ther und Sassaniden – waren auf dem Schlachtfeld gen breite Purpurstreifen (lati clavi) auf der Tunika, mühelos von römischen Truppen zu unterschei- Ritter nur schmale (angusti clavi). Selbst die Schuh- den.6 arten der Oberklasse waren in drei Ranggruppen aufgeteilt.2 Des Weiteren verlangen Uniformen ein einheitliches Design, eine einheitliche, koordinierte Ferti- Auch unterhalb dieser Ränge waren bestimmte gung und eine ebensolche Verteilung an alle Sol- Kleidungsstile typisch für bestimmte Bevölke- daten. Die Voraussetzungen für eine solche Stan- rungsgruppen. dardisierung waren im römischen Reich mit seinem Dies gilt auch für die römischen Soldaten, das heißt für die Ränge von Rekrut bis einschließlich Stand von Technik und Kommunikation und seinen Ressourcen nicht gegeben.7 Centurio. Diese so genannte militärische Kleidung Schließlich ist es fraglich, ob die römischen Sol- der Soldaten kennzeichnete den Berufsstand. Es daten Uniformen überhaupt akzeptiert hätten. handelte sich hierbei um die Kleidung, die ein Sol- Die römische Armee hatte eine lange Tradition von dat ohne Rüstung im Alltag trug.3 Angemerkt sei, wagemutigen Aktionen Einzelner.8 Solche Taten dass auch römische Soldaten wie andere Men- geschahen nicht im Verborgenen, im Gegenteil. Es schen verschiedene soziale Rollen inne hatten. Für war Absicht, durch eine außergewöhnliche Akti- einige (zum Beispiel Priester einer Gottheit oder on den Vorgesetzen – im besten Fall dem Kaiser römischer Bürger) kleideten sie sich dann nicht in – aufzufallen, denn dies brachte nicht nur mili- ihre „Berufstracht“, sondern in die nach Aussage der tärische Auszeichnungen, sondern oft auch eine Quellen der Rolle jeweils angemessene Kleidung Beförderung ein.9 Zudem darf der Statuszuwachs (das dem Gottesdienst entsprechende Kultgewand (Zuwachs an Ehre) innerhalb der peer group nicht beziehungsweise die Toga). unterschätzt werden. Wegen der modernen Aspekte der römischen Eine Voraussetzung dafür war, individuell erkenn- Armee (sie war ein stehendes Heer, hatte eine feste bar zu sein, so dass die Identität des Soldaten auch Rangordnung, absolvierte regelmäßiges Training von weitem deutlich war. Polybios beschreibt, dass und ähnliches) ging man lange davon aus, dass die Velites (Plänkler) der römischen Armee im 2. römische Soldaten Uniformen, mindestens jedoch Jahrhundert v. Chr. ihre Helme aus Gründen der uniformähnliche Trachten getragen hätten. Dies individuellen Erkennbarkeit mit Wolfsfellen und geht von völlig falschen Voraussetzungen aus. 4 Ähnlichem bedeckten, „so dass die Offiziere der Denn solche Uniformen waren gar nicht notwen- Einheit sehen können, ob er [in der Schlacht] Mut dig. Moderne Armeen haben Uniformen entwickelt, oder das Gegenteil zeigt“.10 Für die Kaiserzeit nennt um Freund und Feind schnell voneinander unter- Cassius Dio einen General des Domitian, der in scheiden zu können. Die Notwendigkeit dazu ergab den dakischen Kriegen einführte, dass die Solda- sich aus der Ähnlichkeit im Aussehen der Angehö- ten ihren Namen und den ihres Centurio auf den rigen der verschiedenen Armeen, dem dank des Schilden trugen, um sie erkennbar zu machen.11 Schießpulvers möglichen Gefecht auf Entfernung Das Weiterleben derselben Idee bis in die Spätan- und dem zusätzlichen Hindernis des Pulverrauchs.5 tike bestätigt die Beschreibung der Belagerung von 97 remmagazin 19/2010 rem-Wissenschaft Mannheimer Geschichtsblätter Der Gürtel als Standeszeichen der römischen Soldaten Bezabde von Ammianus Macellinus, bei der Solda- tungen (Legionäre, Auxiliare) kaum Unterschiede ten trotz der Gefahr von Seiten der Bogenschützen nachweisen, ebenso wenig wie in der der Flotten- ihre Helme abnahmen, um für den Kaiser individu- soldaten. Dies fällt auf, da es zwischen den Legio- ell erkennbar zu sein. Ob diese Beispiele alle wahr nären und den anderen beiden Gruppen bedeu- und so geschehen sind, ist für unsere Zwecke zweit- tende rechtliche und soziale Unterschiede gab. rangig, bedeutungsvoller ist, dass die Schriftsteller Im Gegensatz zu den Legionären hatten weder den hohen Wert der individuellen Erkennbarkeit so die Auxiliaren noch die Flottensoldaten römisches selbstverständlich finden. Bürgerrecht, zudem wurden sie deutlich schlechter 12 Die individuelle Erkennbarkeit des Soldaten war bezahlt.16 Die Reiter lassen sich völlig anders dar- demnach ein wichtiger Grund für die Vermeidung stellen; sie sind regelhaft auf ihren Grabsteinen zu von Uniformität in der römischen Armee. Ange- Pferde bzw. mit Pferden abgebildet. Ich möchte die sichts der Motivierung der Soldaten durch den Reiter hier ausklammern, da sie bereits anderweitig Wettbewerb um Ehre ist es außerdem wahrschein- behandelt wurden.17 13 lich, dass sie versuchten, sich auch mit Kleidung Das Motiv des frontal stehenden Soldaten in mili- und Rüstung gegenseitig zu überbieten. Hierbei tärischer Tracht (Abb. 1) kommt zunächst in Italien gilt, dass in der Kleidung – wie heute noch – Unter- auf und erreicht seine erste Blüte in tiberischer Zeit schiede zwischen Soldaten betreffend Rang und bei der Rheinarmee.18 Es ist während des gesamten Ehre erkennbar werden sollten. 1. Jahrhunderts verbreitet, wird jedoch im 2. unge- 14 bräuchlich. Ab severischer Zeit nimmt die Zahl der Die Quellen Grabsteine mit figürlicher militärischer Darstellung Neben schriftlichen Überlieferungen, deren Aussa- wieder deutlich zu. Dies zeugt sowohl von der grö- gekraft zum Aussehen der Kleidung eher indirekt ßeren finanziellen Potenz der Soldaten als auch von ist, stehen uns an Quellen zur militärischen Klei- ihrem deutlich gestiegenen Selbstbewusstsein.19 dung hauptsächlich die bildlichen Darstellungen Mit den Truppenverlegungen fand das Motiv zur Verfügung. Die meisten sind Reliefs auf Grab- schon im 1. Jahrhundert n. Chr. weite Verbreitung in steinen. Daneben gibt es noch Reliefs an offiziellen den anderen Stationierungsorten. So sind Darstel- Staatsmonumenten und einige wenige Malereien lungen aus den meisten Grenzprovinzen bekannt und Mosaike. und auch aus solchen Orten, die an oft benutzten 15 98 Die Grabsteine von Soldaten konnten aniko- Heeresstraßen lagen. Ein von Cornely bearbeitetes nische Formen haben oder zivile Darstellungen Beispiel für eine solche Region ist die Propontis, die umfassen, zu denen unter anderem die so genann- vor dem Hintergrund der Kriege gegen die Parther ten Totenmahlszenen und Büsten der Familien- und Sassaniden als Truppenumschlagplatz fungier- angehörigen zu zählen sind. Hier wichtig sind die te. Die aus den Nordwestprovinzen zusammenge- Grabsteine, die den Verstorbenen in militärischer führten Truppen durchquerten diese Region auf Tracht zeigen. Der allgemeine Aufbau der Grab- dem Weg nach Osten. Wie einige Grabsteine bezeu- steine ist provinzübergreifend stereotyp: Die Män- gen, starben Soldaten auf dem Weg.20 Auch in Rom ner stehen frontal und breitbeinig, gekleidet in die finden sich Grabsteine mit dem Motiv des frontal Standard-Soldatentracht aus Tunika, Mantel und stehenden Soldaten, sie sind kaiserlichen Elitetrup- Caligae. Die meisten sind nur mit einem Schwert pen (Equites Singulares Augusti) zuzuschreiben, die und einem Dolch bewaffnet. Seltener werden auch diese Sepulkralform aus ihrer Heimat mitbrachten.21 Schild und Lanze oder der Helm dargestellt. Wäh- Interessant ist, dass sich die Unterschiede in rend einfache Soldaten neben ihren Waffen oft den für den Grabstein bevorzugten Darstellungen auch Tesserae beziehungsweise einen Codex ansa- auch durch die Situation des Soldaten zum Todes- tus als Bildungsnachweis mit sich führen, halten zeitpunkt erklären lassen.22 Darstellungen, die den höhere Ränge rangspezifische Abzeichen wie die zivilen Aspekt betonen, wie die genannten Toten- Standarten oder die Vitis in der Hand. mahldarstellungen, Büsten von Familienangehö- Interessanterweise lassen sich in der Darstellung rigen oder Freunden und Opferdarstellungen fin- der Infanteristen der verschiedenen Truppengat- den sich ab dem 2. Jahrhundert besonders häufig, Mannheimer Geschichtsblätter remmagazin 19/2010 rem-Wissenschaft Stefanie Hoss wenn die Soldaten zu einer Zeit starben, in der sie in hatte kurze Ärmel, so dass Arme und Beine nackt ihrem zivilen und familiären Umfeld eingebunden blieben.24 waren, also an ihrem üblichen Stationierungsort. Während des Trainings für Kampf, Marsch und Verstarben sie jedoch auf dem Feldzug, ist eine Dar- Aufbau des Feldlagers und natürlich während der stellung in voller militärischer Tracht bei weitem die Feldzüge selbst trugen die Soldaten ihre Rüstung. häufigste. Dies kann mit den jeweiligen Stiftern der Unter der Rüstung war eine Tunika, aber vielleicht Grabdenkmäler in Verbindung gebracht werden: nicht dieselbe, die der Soldat normalerweise trug.25 In der Heimat wurden die meisten Soldaten von Die Schuhe können dieselben gewesen sein – was ihren Verwandten bestattet, die bei den Grabstei- zumindest das „Nagelgeld“ (Claviarium) andeutet, nen offenbar den zivilen und verwandtschaftlichen das den Soldaten für längere Strecken zustand – Aspekt stärker betont sehen wollten. Auf dem aber Soldaten konnten auch mehrere Paar Schuhe Feldzug wurden die Soldaten meist von Kollegen haben.26 Sowohl Tunika als auch Schuhe waren bestattet, diese scheinen besonderen Wert auf die jedenfalls von selbem Schnitt und ähnlicher Mach- Darstellung des Verstorbenen als Angehöriger ihrer art wie die für den täglichen Gebrauch. Der typische Abb. 2 Grabmonument des Firmus, Auxiliarinfanterist Mitte 1. Jahrhundert n. Chr. Gefunden in Andernach, heute im Landesmuseum Bonn Foto: P. Franzen Berufsgruppe gelegt zu haben. Der Soldat sollte sofort als solcher erkennbar sein, seine Position innerhalb der Armee und sein beruflicher Erfolg wurden oft ikonographisch besonders hervorgehoben. Die Grabsteine der Soldaten beweisen demnach durch ihre augenscheinlich simple Darstellung des Verstorbenen in seiner Berufskleidung die Aussagekraft dieser Tracht, die offenbar ausreichte, um den Dargestellten als Soldaten zu identifizieren. Das Aussehen der Tracht Die höheren Ränge des Militärs (vom Auxiliarpräfekten bis zum Kaiser selbst) trugen bis in das 3. Jahrhundert n. Chr. die hellenistische Traditionskleidung für höhere militärische Ränge. Sie bestand aus einem Muskelpanzer, darunter auf der Haut eine Wolltunika und darüber eine spezielle, mit Leder verstärkte Tunika. Ein Stoffband war auf Brusthöhe um den Panzer geschlungen und mit einem aufwendigen Knoten vorne geschlossen. An ihm war ein zeremonieller Dolch befestigt. Knöchelhohe, offene Lederschuhe und ein weiter Militärmantel komplettierten das Bild.23 Diese Tracht war für Feldzüge und andere militärische Anlässe üblich. Im zivilen Alltag waren die höheren Offiziere römische Bürger, Ritter oder Senatoren und trugen die ihrem Rang entsprechende nicht-militärische Kleidung. Einfache römische Soldaten (die Ränge Rekrut bis einschließlich Centurio) trugen im 1. Jahrhundert n. Chr. normalerweise eine gegürtete Tunika, genagelte Sandalen (Caligae) und einen langen, schweren Wollmantel, der auf der rechten Schulter von einer Fibel zusammengehalten wurde. Die Tunika fiel gegürtet nur bis zum oder knapp über das Knie und 99 rem-Wissenschaft remmagazin 19/2010 Mannheimer Geschichtsblätter Der Gürtel als Standeszeichen der römischen Soladten Abb. 3 Grabmonument des P. Aelius Mestrius, Optio der Legio II Adiutrix Mitte 2. Jahrhundert n. Chr. Gefunden in Budapest (Aquincum), heute im Aquincumi Museum Budapest Foto: S. Hoss Soldatenmantel wurde nicht in der Schlacht getra- Ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. gab es eine leichte gen, war aber auf dem Marsch und beim Wacheste- Veränderung, die Paenula ersetzte den einfachen hen unentbehrlich, da er der einzige Regenschutz Wollmantel.28 Die Gürteltracht scheint bis zur Mitte und auf dem Feldzug auch die Decke des Soldaten des 2. Jahrhunderts n. Chr. aus einem Gürtel bestan- war. Die Gürtung bestand im vorflavischen 1. Jahr- den zu haben, der mit deutlich weniger Metallplat- hundert n. Chr. aus zwei überkreuz getragenen und ten beschlagen war und an dem rechts das Schwert mit Metallplatten beschlagenen Gürteln (Abb. 2).27 hing. Der innen am Gürtel befestigte Hängeschurz Die Metallplatten waren mit Mustern verziert, auch wird über den Gürtel geschlagen getragen (Abb. die Schnallen oft aufwendig dekoriert. Der Soldat 3). Die Darstellungen von Soldaten in militärischer trug am oberen Gürtel rechts das Schwert und am Tracht auf Grabsteinen brechen in der Mitte des 2. unteren links den Dolch. Unter den Gürteln scheint Jahrhunderts n. Chr. ab, und die aus der zweiten er entweder eine Schärpe oder den gefalteten Tuni- Hälfte des Jahrhunderts erhaltenen Staatsmonu- kabausch getragen zu haben. Dahinein konnten mente mit Darstellungen dieser Art sind nicht sehr Schreibtäfelchen gesteckt werden. Der Schurz, der aussagekräftig.29 innen am unteren Gürtel befestigt war, hatte meist Die Grabsteine des 3. Jahrhunderts n. Chr. zeigen vier Riemen. Sie waren im oberen Teil manchmal mit eine deutlich veränderte Tracht (Abb. 4). Die gegür- hülsenförmigen Metallbeschlägen und im unteren tete Tunika hat nun lange, enganliegende Ärmel mit flachen, runden Nieten beschlagen. Die Riemen und fällt bis zum Knie über enganliegende Hosen. reichten mindestens bis zur Mitte der Oberschenkel Es lässt sich eine beträchtliche Zunahme der Kör- und endeten in blattförmigen Anhängern. perbedeckung beobachten; waren Arme und Beine des Soldaten im 1. Jahrhundert noch nackt, waren die seines Kollegen im 3. Jahrhundert bedeckt.30 Besonders auffällig sind die Hosen. In der späten Republik und der frühen Kaiserzeit war der Begriff „Bracati”31 noch eine Bezeichnung für Gallier und andere Barbaren. Im 3. Jahrhundert waren die Hosen Teil der soldatischen Tracht geworden, selbst der Kaiser (Severus Alexander) schenkte Soldaten Hosen und Stiefel.32 An die Stelle der genagelten Sandalen traten geschlossene, relativ hohe Lederschuhe.33 Auch in dieser Periode trugen die Soldaten einen auf der rechten Schulter mit einer Fibel zusammengehaltenen schweren Wollmantel, der meist bis zum Knie fiel und an der Unterkante mit Fransen verziert war. Während wir für die Farbigkeit von Soldatentuniken für die ersten beiden Jahrhunderte n. Chr. kaum Nachweise haben, deuten Wandmalereien und Mosaike an, dass im 3. Jahrhundert Soldaten weiße oder cremefarbene Tuniken mit bunten Clavii trugen.34 Die Gürteltracht des 3. Jahrhunderts ist durch das Ringschnallencingulum bestimmt, das immer getragen wurde und auch ohne Schwert seinen Träger als Soldaten kennzeichnete. 35 Die Gurtenden waren mit Nieten seitlich der Schnalle festgesetzt. Die restliche Riemenzunge war sehr lang, sie konnte von dort aus auf der rechten Seite lang herabhängen oder im Bogen seitlich der Körpermitte unter 100 Mannheimer Geschichtsblätter remmagazin 19/2010 rem-Wissenschaft Stefanie Hoss den Gürtel zurückgesteckt werden. Der Schurz ist Abb. 4 Grabmonument des L. Septimus Valerinus, Praetorianus 3. Jahrhundert n. Chr. Gefunden in der SalariaNekropole, Rom, heute Museo Nazionale Romano delle Terme, Rom Foto: S. Hoss verschwunden. Die wichtigste Änderung findet sich in der Schwerttrageweise. Ab antoninischer Zeit wurde das Schwert auf der linken Seite am Schultergurt getragen. Ob dieser Wechsel zum Schultergurt durch den Ersatz von zwei Gürteln mit einem nötig oder durch die Nutzung längerer Schwerter (Spatha) ausgelöst wurde, ist nicht deutlich. Interessant ist, dass auch nachdem das Schwert zum Schultergurt kam, der um die Hüften getragene Gürtel seine Symbolfunktion nicht verlor. Im Gegenteil, die Darstellungen sind im 3. Jahrhundert häufig auf den Soldaten in Tracht reduziert; ein Schwert war als Symbol der Berufszugehörigkeit nicht mehr nötig. Diese Tracht und insbesondere das Ringschnallencingulum waren nun bis in die höchsten Ränge des Staates verbreitet, sie werden in einer Reihe von Jagdszenen auf Sarkophagen von Angehörigen der Oberklasse getragen. Dies wird durch Bilder von Kaisern mit Ringschnallencingulum bestätigt: Auf drei in den Fels gehauenen persischen Triumphalreliefs in Bishahpur und Naqsh-i-Rustam im heutigen Iran sind die besiegten römischen Kaiser (vermutlich Gordian III, Philippus Arabs und Valerian) in dieser Tracht zu sehen.36 Eine weitere Gruppe von Monumenten, die wichtige Informationen zu den Gürteln liefert, sind Wandmalereien und Mosaike. Diese stammen zwar sind, sind einige rot abgebildet und somit offenbar erst aus dem 3. Jahrhundert n. Chr., aber sie können gefärbt. Es scheint zudem, als ob diese nur auf einer im Gegensatz zu Reliefs Hinweise auf mögliche Far- Seite gefärbt sind, da die umgeschlagenen Teile des ben der Gürtel liefern. Hierbei kommt einer Wand- Gürtels farblos erscheinen.38 Die Soldaten auf den malerei aus dem Tempel des Bel in Dura Europos Mosaiken der Villa del Casale in Piazza Amerina auf besondere Bedeutung zu.37 Das Gemälde stellt Sol- Sizilien, die wilde Tiere fangen und auf Schiffe ver- daten der Cohors XX Palmyrenorum mit ihrem Tri- laden, tragen braune Gürtel.39 bun Terentius bei einer Opferhandlung dar und wird rund 230 n. Chr. datiert. Terentius, benannt durch Die soziale Aussage der Kleidung eine Beischrift, steht neben einem kleinen Opferal- Untersucht man den Aussagewert der verschie- tar, auf den er mit der rechten Hand libiert. Seine denen Kleidungsstücke der Soldaten, so lässt sich Männer stehen in zwei Reihen neben und hinter feststellen, dass Tunika und Mantel sich nach der ihm, während der Standartenträger auf der anderen bisherigen Forschung nicht wesentlich von der Klei- Seite des Altars steht. Alle Soldaten tragen weiße dung der Zivilisten unterscheiden. Freilich handelte Tuniken über dunklen, enganliegenden Hosen; die es sich hierbei um die Kleidung wohlhabender Zivi- Tuniken des Tribuns und des Standartenträgers listen. 40 Die (allerdings erst für das 3. Jahrhundert n. sind mit Purpurstreifen versehen. Die einfachen Chr.) bekannten Farben der Soldatentuniken – weiß Soldaten tragen mittelbraune Mäntel, der Mantel oder wollweiß bzw. ecru/cremefarben – entspre- des Tribuns ist weiß. Alle tragen einen Gürtel, der chen den Farben der Tuniken wohlhabender Män- in der Bauchmitte mit einer Schnalle versehen ist. ner auf Mumienporträts, Mosaiken und Wandma- Während die meisten Gürtel braun dargestellt lereien. 41 101 remmagazin 19/2010 rem-Wissenschaft Mannheimer Geschichtsblätter Der Gürtel als Standeszeichen der römischen Soldaten Lediglich bei den Sandalen und dem Gürtel kann zeitraubende Art entfernt werden.51 Wollte man also von soldatenspezifischen Kleidungsstücken gespro- das Schwert ablegen, legte man meist das Ensem- chen werden, die den Träger auch dann als Miles ble „Waffe an Schwertgurt“ ab. auswiesen, wenn er keine Rüstung trug. Die Einheit von Schwertgurt und Schwert lässt 42 Obwohl Caligae auch von Zivilisten getragen sich auch indirekt aus verschiedenen Textstellen wurden, galten sie doch als typisch für Soldaten. 43 erschließen: Tacitus berichtet, Corbulo habe einen In literarischen Texten wie Inschriften werden Sol- Soldaten, der beim Schanzen gar nicht, und einen daten expressis verbis als Caligati oder als in Caligae anderen, der nur mit dem Dolch gegürtet gewesen dienend beschrieben. 44 sei, töten lassen.52 Wie dargelegt, waren Uniformen Auch in sub-literarischen Hinweisen wie unter in der römischen Armee unbekannt; die Unvollstän- anderem bei Josephus und Juvenal werden die digkeit der Uniform kann demnach nicht die Ursa- genagelten Sandalen mit ihren Trägern gleichge- che für die Strafe gewesen sein. Die Maßnahme des setzt. Corbulo bezog sich offensichtlich auf das Schwert, 45 Sowohl das Geräusch wie die Spuren der gena- nicht auf den Gürtel, an dem es getragen wurde. gelten Soldatenschuhe waren offenbar so eng mit Das heißt, der Soldat sollte auch bei der Arbeit das der Anwesenheit von römischen Soldaten verbun- Schwert zur Hand haben, um gegen Überraschung- den, dass es zu einem Verbot genagelter Sandalen sangriffe gerüstet zu sein. Der Gürtel ist hier wegen für Juden in der jüdischen Gesetzgebung kam: man der festen Verbindung mit der Schwertscheide als wollte als Jude nicht den Unterdrückern gleichen. 46 pars pro toto genannt; wer ihn trug, hatte sein Auch der Spitzname Caligula, den die Soldaten dem Schwert einsatzbereit. Genauso gedeutet werden kleinen Sohn des Germanicus gaben, lässt erken- muss die Vorschrift des Vegetius, dass die Soldaten nen, wie sehr das Schuhwerk den Berufsstand sym- beim Aufwerfen des Lagerwalls mit dem Schwert bolisierte. Die offenen Caligae wurden im Laufe gegürtet (cincti gladio) zu sein hatten.53 47 der Zeit durch geschlossenere Schuhe ersetzt, die auch weiterhin genagelt waren. 48 Sichtbarer und daher vermutlich noch wichtiger als die Sandalen war der Gürtel als Symbol und zug durch Rom marschierten, ihre Waffen nicht tragen durften, wohl aber ihre Gürtel.54 kennzeichnendes Kleidungsstück. Der Gürtel war Auch werden die Soldaten in der bereits Erkennungszeichen und „Statussymbol", dessen erwähnten Satire Juvenals bündig als bewaffnete Verlust als ehrenrührig empfunden wurde, bedeu- und gegürtete Männer beschrieben.55 tend durch seine Einheit mit dem daran hängenden Schwert, der Hauptwaffe der römischen Soldaten. 102 Die besondere Bedeutung des Gürtels wird auch dadurch illustriert, dass Soldaten, die im Triumph- Die Einheit von Schwertgurt und Schwert belegen auch Funde: ein Mann aus Herculaneum, der, Der Verlust des Schwertes wurde als ausgespro- vom Vulkanausbruch getötet, einen Gürtel um den chen unehrenhaft betrachtet: Der von einem Zivi- Körper trug und sein Schwert an einem weiteren, listen verprügelte Soldat in Apuleius Metamorpho- um das Schwert geschlungenen Gürtel in der Hand sen fürchtet nach dem Verlust seines Schwertes die hielt,56 weiter ein Gladius mit darum gewickeltem Strafe des Genuis des militärischen Treueeides. Gürtel in einer Grube mit weiteren Gegenstän- 49 Die große Bedeutung des Schwertes übertrug den in Windisch-Königsfelden (Vindonissa) sowie sich auf den Gürtel, an dem das Schwert getragen eine Spatha mit Gürtelschnalle mit anhängendem wurde. Dieser Prozess scheint sich zeitgleich mit Beschlag in einer Grube des frühen 2. Jahrhunderts dem Wandel des Bürger-Soldaten zum professio- n. Chr. im Kastell Niederberg.57 nellen Soldaten in der späten Republik vollzogen Auch ist das Schwert (wie der Dolch), wenn es als zu haben und ging so weit, dass der Gürtel zum „Stilleben" auf Reliefs erscheint, am Gürtel befestigt, typischen Bekleidungsstück des Soldaten wurde.50 wie auf Altären und Grabsteinen von Soldaten in Neben der symbolischen Bedeutung gab es prak- Oberitalien oder wie die am Tropaion aufgehängten tische Gründe für die Gleichsetzung von Schwert Schwerter auf dem augusteiischen Triumphbogen und Gürtel. Die Schwertscheide war relativ dauer- von Carpentras oder dem tiberischen Bogen von haft mit dem Gürtel verbunden und konnte nur auf Orange.58 Mannheimer Geschichtsblätter remmagazin 19/2010 rem-Wissenschaft Stefanie Hoss Selbst als das Schwert am Schultergurt getragen Bewegungen (etwa beim Laufen) sind die zwischen wurde, blieb der Symbolwert des Gürtels erhalten, den Beinen schwingenden, mit Metall beschwerten ja er scheint sich paradoxerweise noch zu steigern: Riemen eher eine Gefahr für die schutzbedürftigen Allein die Darstellung eines Mannes in Tunika, Man- Körperteile.64 Wahrscheinlicher ist, dass der Schurz tel und Schuhen mit einem Gürtel mit Ringschnal- weniger einem praktischen Zweck diente, sondern len kennzeichnet ihn als Militär. eher als Statussymbol des Soldaten gelten muss, das das charakteristische Klingeln des Gürtels noch Der Gürtel verstärkte.65 Die metallenen Beschlägen auf dem Leder der Gür- Auch nach der Aufgabe des Schurzes wurden tel haben zwei Gründe: Zum einen sollen sie den klingelnde Symbole verwendet. Das Riemenende Gürtel versteifen und das Aufrollen des Leders in des Gürtels war bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. mit der Querrichtung verhindern, was besonders häufig einem Anhänger verziert. Über die genauere Gestal- geschieht, wenn am Gürtel schwere Gegenstände tung lässt sich aus Mangel an Bildquellen im 2. Jahr- hängen. hundert n. Chr. nicht viel sagen, aber wir begegnen Der zweite Grund gilt für alle dekorativen Gegen- ihm im 3. Jahrhundert n. Chr. wieder: Inzwischen ist stände, die an auffälligen Stellen am Körper getra- das Riemenende sehr lang, oft geschlitzt und mit gen werden, und beinhaltet eine Reihe komplexer zwei Anhängern versehen. Es wird auf der rechten Botschaften an die Betrachter, zu denen der Status Seite unter den Gürtel gesteckt, von wo es bis zum des Träges und seine Gruppenzugehörigkeit(en) Knie hängt. Auch diese Anhänger müssen bei jeder gehören – beides wichtige Teilbereiche von Identi- Bewegung leise geklingelt haben.66 tät. In antiken Gesellschaften (wie auch in moder- Der neue ‘Sound’ war sicherlich weniger beein- nen) waren Artefakte nicht allein funktionell, son- druckend als der des Schurzes, auffällig ist dennoch, dern auch aktive Elemente zur Konstruktion von dass hörbare Signale der Anwesenheit von Soldaten Identität, deren physischer Erfahrung und visueller weiterhin beliebt waren. Wichtig scheint mir, dass Bedeutung.59 Die aus der theoretischen Archäolo- es sich hierbei um akustische Signale handelte, die gie stammende Auffassung, dass Identität (auch) in der Masse besonders beeindruckend sind (wenn durch den Gebrauch und die physische Erfahrung eine ganze Einheit vorbei marschierte), die aber von Objekten konstruiert und ausgelotet wird, ist auch wahrgenommen wurden, wenn nur ein Ein- inzwischen allgemein anerkannt.60 zelner vorbeiging. Zusammen mit dem Klang der Der Militärgürtel war mit aufwendigen Schnal- genagelten Sandalen war das Klingeln des Gürtels len, Beschlägen, Riemenzungen und anderen wohl typisch für Soldaten, ein charakteristisches Anhängern aus Metall versehen, die ihn sowohl Geräusch als Zeichen ihrer Anwesenheit. Abb. 5 Detail der Soldatenstatue von Gustavsburg 1. Hälfte 1. Jahrhundert n. Chr. rem schwer als auch teuer und auffällig machten und selbst bei kleinen Bewegungen für ein klingelndes Geräusch sorgten.61 Sicherlich der auffälligste Teil des Gürtels war im 1. Jahrhundert n. Chr. der so genannte Schurz: Ein Satz von vier bis acht, mit schmalen Plättchen und runden, flachen Nieten verzierten Lederriemen mit blatt-, herz- oder mondförmigen Anhängern am Ende (Abb. 5).62 Soweit es die Darstellungen auf Monumenten erkennen lassen, wurde der Schurz am unteren der beiden Gürtel innen befestigt.63 Diesem Schurz wurde in der Forschung oft eine echte oder zumindest psychologische Schutzwirkung für den Unterleib zugesprochen. Die experimentelle Archäologie hat allerdings inzwischen nachgewiesen, dass das Gegenteil der Fall ist: Bei heftigen 103 remmagazin 19/2010 rem-Wissenschaft Mannheimer Geschichtsblätter Der Gürtel als Standeszeichen der römischen Soldaten Der Habitus Vergleich können verschiedene Gürtel der Neuzeit Nach den Vorstellungen der römischen Elite war dienen, die durch die an ihnen befestigten Werk- der ideale militärische Habitus ein Anspannen von zeuge (Zimmermannsgürtel), Waffen (Pistolengurt) Körper und Geist, das das Eindringen von Sinnesein- oder eine Kombination von beidem (Polizeigurt) drücken und Gefühlen verhinderte. So konnte der wohl im Gewicht vergleichbar sind und ebenfalls Soldat Hunger, Müdigkeit und Kälte trotzen und zu einer recht breitbeinig-wiegenden, oft überheb- sich durch eine stoische Haltung gegen Angst und lich wirkenden Gangart und Haltung ihrer Träger Schrecken wappnen. Diese straffe Haltung lässt führen. 67 sich gut auf den Grabsteinen der Soldaten ablesen, wo sie aufrecht, breitbeinig und alert da stehen. Aus der experimentellen Forschung ist bekannt, Die wechselnden Moden in der Gürtelverzierung dass die Kleidung eines Menschen seine Haltung mit Beschlägen entstanden vermutlich in den beeinflusst. Für den römischen Soldaten bedeutet unteren Rängen (vom Centurio abwärts), spontan dies, dass auch ohne Rüstung nur die Schwere des und ohne bewusste Organisation. Da sowohl der Gürtels eine bestimmte Art und Weise der Bewe- Gürtel um die Taille wie auch der ab dem 3. Jahr- gung und des Stehens hervorbrachte.68 Der schwere hundert um die Schulter getragene Gurt nur mini- Mantel und das ebenfalls schwere Schwert an der malen funktionalen Voraussetzungen genügen Hüfte unterstützten dies noch. Solche Ausrüstungs- musste, war die Verzierung dieser Gürtel vermut- gegenstände verhindern im Normalfall schnelle lich die beste Möglichkeit für den Soldaten, seine und ungestüme Bewegungen (insbesondere Ren- Individualität auszudrücken. Dieser Umstand lässt nen) und führen dazu, dass ihr Träger aufrecht und Vielfalt bei den Gürtelbeschlägen erwarten. Doch breitbeinig steht und auf sehr charakteristische, die Gürtelmoden einer Zeitstellung zeigen große breitbeinig-wiegende Weise geht. Homogenität quer durch das gesamte römische 69 Auch die antiken Quellen weisen auf eine Reich, vom Hadrianswall bis zum Euphrat und von bestimmte, erkennbare Körpersprache der Solda- Marokko bis Rumänien. Dies wurde wahrscheinlich ten hin, charakterisiert durch stolzierenden Gang, durch niemals direkt ausgesprochene, aber verdeckt angeberische Forschheit und eine hochmütige Pose, wirksame Vorstellungen von Identität und Selbst- die zu ihrer Einschüchterungstaktik gegenüber wert des römischen Soldaten verursacht.73 Zivilisten gehörten.70 Römische Soldaten waren im Nach einer Theorie von Pierre Bourdieu funktio- Durchschnitt wohl größer als Zivilisten und sicher niert „[taste] as a sort of social orientation, a ‘sense trainierter, was vermutlich zu ihrer spezifischen Hal- of one’s place’, guiding the occupants of a given […] tung betrug. social space towards the social positions adjusted 71 Die sehr selbstbewußte Haltung erscheint auf to their properties, and towards the practices or verschiedenen Grabsteinen des 3. Jahrhunderts goods which befit the occupants of that position”.74 n. Chr. noch verstärkt durch eine Geste: der Soldat Danach ist symbolisches Kapital (zum Beispiel hält das lange Ende der Riemenzunge in der rech- Prestige oder Ehre) eine wichtige Quelle der Macht, ten Hand. Es ist wahrscheinlich, dass es sich dabei die es dem Besitzer ermöglicht, symbolische Gewalt um einen täglich auf der Strasse zu beobachtenden über Andere auszuüben. Um diese zu bekommen, Vorgang handelte, dem Herumwirbeln des Riemen- muss man gewissen sozialen Erwartungen entspre- zungenendes des Soldatengürtels. Die überhebliche chen. Dazu gehören die „richtige“ Art zu sprechen, Bedrohung durch das surrende Riemenende mit sei- zu essen oder zu laufen und die korrekte Art der nen aneinander klickenden Metallenden ist augen- Kleidung und der Einrichtung des Hauses. fällig. 72 104 Die Gürtelmode Bourdieu wollte mit seiner Theorie erklären, wie Zusammen mit den Erfahrungen aus der experi- Eltern ihren Kindern beibringen, diesen Erwar- mentellen Archäologie scheint alles darauf hin zu tungen zu entsprechen. Es erscheint einleuchtend, deuten, dass die Soldaten als Gruppe schon auf- dass vergleichbare Mechanismen auch in ande- grund ihrer Bekleidung zu einer breitbeinig-wie- ren sozialen Gruppen wirken. Gerade enge und genden Art des Gehens und Stehens neigten. Als hierarchisch aufgebaute Gemeinschaften wie es remmagazin 19/2010 Mannheimer Geschichtsblätter rem-Wissenschaft Stefanie Hoss Armeeeinheiten sind, bilden Gruppen, in denen eine der unabdingbare gegenseitige Respekt und das Reihe von Regeln von den Älteren und/oder Höher- gegenseitige Vertrauen sehr effektiv gefördert.80 rangigen an die Jüngeren weitergegeben wird. 75 Im Gegensatz zu diesen kleinen Einheiten, die Diese Regeln schließen natürlich das berufliche mit dem Ausscheiden Einzelner ihren Charakter – Wissen ein, (Kampftechniken, Lagerbau, Reinigen Centurien sogar ihren Namen81 – verlieren konnten, der Rüstung, usw.), dazu kommen aber noch weitere hatten größere Einheiten (Auxiliarkohorten, Legi- mit mehr sozialem Charakter, vom korrekten Grü- onen) wegen ihrer Dauerhaftigkeit eine sehr deut- ßen Höherrangiger über die „richtige“ Art zu laufen liche eigene Identität und waren dadurch geeig- und zu essen bis zur „richtigen“ Kleidung. neter, Traditionen, einen Ésprit de corps sowie die In einer traditionellen Gesellschaft wie der zugehörige Rivalität zu entwickeln.82 In der Literatur römischen ist zu erwarten, dass die Älteren und/ der Zeit werden viele Beispiele für Identitäten von oder Höherrangigen den Ton in ihrer Einheit fest- Legionen genannt, auch Hinweise auf die Reputati- legten und bestimmten, welche Moden akzepta- on von Auxiliareinheiten tauchen auf.83 bel sind und welche nicht. Diese Vorgaben wurden dann wohl durch peer pressure durchgesetzt. 76 Der Ruf einer Einheit beruhte hauptsächlich auf ihren Einsätzen im Kampf oder bei der Belagerung Die überraschende Gleichartigkeit zeitglei- und Eroberung von Städten.84 In geringerem Maße cher römischer Militärgürtel war demnach nicht trugen sicher auch die militärischen und zivilen von oben angeordnet, sondern ein Produkt des Bauprojekte (Belagerungsbauten, Lager, Strassen, Wunsches nach Konformität von Seiten der Solda- Aquädukte, usw.) zum Renommee bestimmter ten selbst. In einer seltenen Interaktion zwischen Einheiten bei. Zudem waren sie ein Instrument zur dem internem Druck, sich den Traditionen und Stärkung der Disziplin und Erzeugung von Gemein- Gebräuchen der eigenen Einheit anzupassen und schaftssinn durch Kohäsion und Ésprit de corps.85 dem Wunsch nach Neuem entwickelten sich die Sowohl beim Kampftraining als auch beim Bau Gürtelmoden als Ausdruck der gemeinsamen Iden- von Befestigungen, infrastrukturellen und zivilen tität römischer Soldaten.77 Bauten wurden Einheiten von den Befehlshabern bewusst in Wettbewerb zueinander gesetzt.86 So Der Wettbewerb um Ehre konnte zum einen die vorhandene Kommando- Die Armee war eine eigene soziale Gruppe inner- struktur optimal genutzt und zum anderen die halb der römischen Gesellschaft, die noch stärker Gruppenkohäsion und die Identifikation mit der als diese durch einen Wettbewerb um Ehre und das Gruppe gefördert werden.87 Gleichzeitig sorgte damit verbundene starke Gefühl für Scham und der Wettbewerb zwischen den Einheiten für einen Schande gekennzeichnet war. erfolgreichen Feldzug bzw. eine schnelle Fertigstel- Der kompetitive Charakter der beiden Eigen- lung von Bauprojekten. schaften Virtus und Disciplina galt sowohl für den Neben der anekdotischen Überlieferung der Hel- einzelnen Soldaten wie für ganze Einheiten, von den- und Schandtaten einzelner oder ganzer Ein- der kleinsten des Contuberniums über die Kohorte heiten wurden Gewinn und Verlust von Ehre auch und Legion bis zur Armee eines Feldherrn.78 Hierzu institutionalisiert, während der republikanischen trug die ausgeprägte Durchstrukturierung stark bei. Zeit zunächst nur für den Einzelnen durch Aus- Während die kleinste Einheit des acht Mann starken zeichnungen wie Torques, Phalerae und Armillae Contuberniums sicherlich den größten Einfluss auf für die niedrigeren Ränge sowie die Hasta pura, das den Einzelnen hatte, waren die Centurie und die Vexillum und verschiedenen Coronae für die Ränge Legion die hauptsächlichen Fokuspunkte der Iden- oberhalb des Centurio.88 Formelle, institutionalisier- tifikation für die Soldaten. Kleine Einheiten – in der te Auszeichnungen für Einheiten waren in republi- modernen militärischen Psychologie buddy-groups kanischer Zeit noch unüblich, da diese im Idealfall genannt – erzeugen im Idealfall ein hohes Pflichtbe- nach Kriegsende aufgelöst wurden. Mit der Bildung wusstsein: Jeder einzelne Soldaten ist bemüht, sich einer stehenden Armee seit dem Prinzipat wurden vor seinen Kameraden nicht zu blamieren und sie auch die Traditionen der größeren Einheiten (Auxili- nicht im Stich zu lassen. So werden Kameradschaft, arkohorten, Legionen) institutionalisiert und durch 79 105 remmagazin 19/2010 rem-Wissenschaft Mannheimer Geschichtsblätter Der Gürtel als Standeszeichen der römischen Soldaten die Einführung von Nummern, Namen und Feld- Für den einzelnen Soldaten war das Leben in der zeichen geformt; sie empfingen Ehrennamen und Armee geprägt durch das Schritt weise Durchlau- Auszeichnungen, die an den Standarten der Ein- fen der komplexen internen Rangstruktur mit den heiten angebracht wurden und sich gelegentlich dazugehörigen, teilweise nur subtilen Statusunter- auch im Legionsnamen wiederfinden.89 schieden.97 Dies wird in der Aufzählung der Karrier- Ähnlich wurde auch die Schande institutiona- eschritte mit der genauen Nennung der innegeha- lisiert. Die für viele Fälle aus republikanischer Zeit bten Ränge auf vielen Soldatengrabsteinen deut- noch überlieferte Todesstrafe für manche Vergehen lich.98 Neben ihren Rangenstufen nennen und zei- wurde durch Strafen ersetzt, die den Täter öffent- gen die Soldaten auch Orden und Auszeichnungen. lich beschämten und dem allgemeinen Spott aus- Diese sind als Rangabzeichen zu verstehen, deren setzten. Dazu gehörte, die Soldaten zu entlassen, Wichtigkeit durch die Darstellung betont wird.99 die Einheit aufzulösen und der Damnatio memo- Auch dies kann als Zeichen einer kompetitiven riae preiszugeben, die Soldaten ihr Zelt außerhalb Interpretation des Status „Soldat-sein“ gedeutet des Schutzes des Lagers aufschlagen zu lassen, ihre werden. 90 Getreiderationen auf Hafer zu setzen (Hafer galt als Man daher zusammenfassend sagen, dass Tierfutter) und sie teilweise oder völlig zu entklei- römische Soldaten vorwiegend durch einen Wett- den.91 bewerb in Sachen Ehre motiviert wurden, der sich Die häufigste beschämende Strafe scheint das auch in Äußerlichkeiten ausdrückte. Hier muss discingere gewesen zu sein, bei der den Soldaten neben den militärischen Auszeichnungen eben- der Gürtel abgenommen wurde und sie oft inner- falls an besonders verzierte Waffen und Rüstungen halb des Lagers – für alle Commilitonen gut sichtbar gedacht werden. – Wache zu stehen hatten.92 Zu der Schande, ohne Das hauptsächliche Merkmal eines ehrenhaften Schwert zu sein, kam, dass die Tunika ohne Gürtel Soldaten, das er bereits mit der Indienststellung locker bis zum Knie fiel, was bei zeitgenössischen erhielt, war sein Gürtel. Ihm kommt Bedeutung als Betrachtern Assoziationen an Frauentuniken oder Standessymbol für die gesamte Berufsgruppe zu. die voluminösen und weich fallenden Tuniken ver- So wie die Toga Symbol und Vorrecht des römischen weiblichter Männer auslöste.93 Der Gürtel konnte Bürgers war, so war der Militärgürtel Symbol und bei einer unehrenvollen Entlassung aus der Armee Vorrecht des römischen Soldaten; ein klassisches auch dauerhaft abgenommen werden.94 Beispiel für ein „emblematisches“ Kleidungsstück, So ergaben sich sowohl für Ehre wie für Schande das einer ausgewählten Zielgruppe eine deutliche starke Bilder: Der ehrenvolle Soldat im Schmucke Botschaft über die „concious affiliation“ und Iden- seiner Auszeichnungen und mit seinem prachtvoll tität seines Trägers übermittelt.100 beschlagenen Gürtel mit Schwert auf der einen Der Erfolg der römischen Armee lag hauptsäch- Seite, und auf der anderen der ehrlose Soldat, der lich in der koordinierten Kooperation vieler Einzel- ohne Gürtel und Schwert in langer Tunika im Lager ner. Dies machte den Erfolg – und damit das Über- dem Spott seiner Kameraden ausgesetzt war. leben des Einzelnen – von der Solidarität und dem Dieses System von Ehre und Schande ist in engen, gig. Der römische Militärgürtel war die äußerliche Zudem verstärkt eine Strafe durch Beschämung Manifestation dieser Solidarität, ein zentraler Fokus den Zusammenhalt zwischen den nicht Bestraften der Identität römischer Soldaten und einzigartig in durch die Betonung ihres ehrenhaften Status im dieser Funktion bis zu den Uniformen der moder- Gegensatz zu dem der Bestraften.96 nen Zeit. hierarchischen Gruppen besonders wirksam. 106 Gefühl von Gemeinsamkeit aller Soldaten abhän- 95 Mannheimer Geschichtsblätter remmagazin 19/2010 rem-Wissenschaft Stefanie Hoss 1 Virgil, Aeneis 1.282. S. Stone: The Toga: From National to Ceremonial Costume, in: J. L. Sebesta, L. Bonfante (Hrsg.): The world of Roman Costume, Madison WI 1994, S. 13-46; J. Edmonson: Public Dress and Social Control in Late Republic and Early Imperial Rome, in: J. Edmonson, A. Keith (Hrsg.): Roman dress and the fabrics of Roman culture, Toronto 2008, S. 21-46; A. Wallace Hadrill: Rome’s Cultural Revolution, Cambridge 2008, S. 41-57. Das weibliche Gegenstück zur Toga war die Stola, die nur von verheirateten Bürgerinnen getragen werden durfte. J. L. Sebesta: Tunica Ralla, Tunica Spissa: The Colors and Textiles of Roman Costume, in: J. L. Sebesta, L. Bonfante (Hrsg.): The world of Roman Costume, Madison WI 1994, S. 65-76. 2 Calcei patricii, senatorii und equestrii. N. Goldman: Roman foortwear, in: J. L. Sebesta, L. Bonfante (Hrsg.): The world of Roman Costume, 3 In der provinzialrömischen Archäologie wird diese Soldatentracht meist camp dress genannt. M. P. Speidel: Eagle-Bearer and Trumpe- Madison WI 1994, S. 101-132. ter. Bonner Jahrbücher 176, 1976, S. 125ff.; M. C. Bishop, J. C. N. Coulston: Roman Military Equipment from the Punic wars to the fall of Rome, London, 2. Auflage, 2006, S. 253. 4 Im Folgenden nach J. C. N. Coulston: Military Identity and personal Self-Identity in the Roman Army, in: L. de Ligt, E. A. Hemelrijk, H. W. Singor (Hrsg.): Roman Rule and Civic Life: Local and Regional Perspectives. Impact of Empire 4, Amsterdam 2005, S. 133-152, hier 143-146. 5 J. Childs: Armies and Warfare in Europe, 1648-1789, Manchester 1982, S. 73-74, 185-190, 200; J. Black: European Warfare, 1660-1815, 6 Coulston, wie Anm. 4, S. 146; A. K. Goldsworthy: The Roman Army at War 100 BC – AD 200, Oxford 1999, S. 48-51, 58-59, 66-67. 7 Coulston, wie Anm. 4, S. 144-146. 8 J. E. Lendon: Soldiers & Ghosts. A History of Battle in Classical Antiquity. New Haven (USA) 2005, S. 242. 9 Goldsworthy, wie Anm. 6, S. 147, 205-206; A. K. Goldsworthy: Community under pressure: the Roman army at the siege of Jerusalem, London 1994, S. 39-41,225. in: A. Goldsworthy, I. Haynes: The Roman Army as a Community. Journal of Roman Archaeology Supplementary Series 34, Portsmouth, Rhode Island 1996, S. 197-210., 264-271, 276-277. 10 Polybios Hist. 6, 22. 11 Dio Cassius, Hist. 67, 10. 12 Ammianus Macellinus, Hist, 20,11,12. 13 Auch die Landsknechte der frühen Neuzeit zogen es vor, individuell gekleidet zu sein. Ihre Offiziere erklärten in ähnlicher Argumentation, dass die individuelle Kleidung der Soldaten ihren Kampfesmut stärke. Coulston, wie Anm. 4, S. 145. 14 B. Rankov: Military forces, in: Ph. Sabin, H. van Wees, M. Whitby: The Cambridge History of Greek and Roman Warfare, Vol. II: Rome from the late Republic to the late Empire, Cambridge 2007, S. 30-78, hier 58. 15 Die Gruppe der Grabdenkmäler ist mit Abstand die größte. Siehe S. Hoss (in Vorbereitung): Studien zum römischen Militärgürtel im 1. – 3. Jh. n. Chr. Rechnet man jedoch die Darstellungen der Soldaten einzeln, so sind natürlich auf den Staatsmonumenten viel mehr Soldaten zu sehen, schon die Trajanssäule zeigt 1732 römische Soldaten. Allerdings hat schon allein diese Menge vermutlich zu einer gewissen schematischen Darstellung geführt. J. C. Coulston: Art, Culture and Service: The Depiction of Soldiers on Furnerary Monuments of the 3rd Century AD, in: L. De Blois, E. Lo Cascio: The Impact of the Roman Army (200 BC – AD 476). Econimic, Social, Polii tical, Religious and Cultural Aspects. Proceedings of the Sixth Workshop of the International Network Impact of Empire (Roman Empire, 200 BC – AD 476), Capri, Mach 29 – April 2, 2005, Leiden, 2007, S. 529. 16 Bezahlung: M. A. Speidel: Sold und Wirtschaftslage der römischen Soldaten, in: G. Alföldy, B. Dobson, W. Eck (Hrsg.): Kaiser, Heer und Gesellschaft in der römischen Kaiserzeit. Gedenkschrift für Eric Birley. Heidelberger althistorische Beiträge und epigraphische Studien, Stuttgart 2000, S. 22-58. Rechtlicher Status: F. Vittinghoff: Römische Bürgerrechts- und Integrationspolitik in der hohen Kaiserzeit, in: W. Eck, H. Wolff (Hrsg.): Heer und Integrationspolitik. Die römischen Militärdiplome als historische Quelle. Passauer Historische Forschungen 2, Köln 1986, S. 535-555. 17 S. Hoss (im Druck): The military belts of the equites, in: H.-J. Schalles: Proceedings of the XVI. International Roman Military Equipment Conference. Xantener Berichte. 18 W. Boppert: Militärische Grabdenkmäler aus Mainz und Umgebung, CSIR Deutschland Bd II, 5, Mainz 1992, S. 48-50. 19 Die Solderhöhungen unter Septimius Severus führten dazu, dass viele Soldaten nach Speidel „in ansehnlichem Maße über Geld und Vermögen verfügten“. Zudem verlieh ihnen Septimius Severus unter anderem das Eherecht während ihrer Dienstzeit, wodurch ihre Kinder ihre legale Erben wurden. Auch nach Ablauf ihrer Dienstzeit erleichterten ihnen diverse Privilegien (Erlassung der munera) das Leben in der zivilen Gemeinschaft. Dadurch war das Militär zu einer neuen Elite geworden. M. A. Speidel: Sold und Wirtschaftslage der römischen Soldaten, in: G. Alföldy, B. Dobson, W. Eck (Hrsg.): Kaiser, Heer und Gesellschaft in der römischen Kaiserzeit. Gedenk- 107 remmagazin 19/2010 rem-Wissenschaft Mannheimer Geschichtsblätter Der Gürtel als Standeszeichen der römischen Soldaten schrift für Eric Birley. Heidelberger althistorische Beiträge und epigraphische Studien, Stuttgart 2000, S. 22-58, 91-93; M. Grant: The Severians. The changed Roman Empire, London 1996, S. 35. 20 A. Cornely: Römische Soldatengrabsteine im griechischen Osten. Ikonographische Untersuchungen. Unpublizierte Magisterarbeit, Universität zu Köln 2003, S. 70. 21 M. P. Speidel: Die Grabdenkmäler der Kaiserreiter. Equites Singulares Augusti, 1994. 22 Im Folgenden nach Cornely, wie Anm. 20, S. 103-106. 23 Rankov, wie Anm. 14, 62. Allerdings trugen manche Kaiser zu einigen Anlässen aus propagandistischen Gründen die Kleidung der einfachen Soldaten. 24 Im Folgenden nach Hoss, wie Anm. 15. 25 Es ist möglich, dass man für den camp dress die beste Qualität verwendete, die man sich leisten konnte. Für den Einsatz unter der Rüstung kann auch an alte Tuniken oder solche von schlechterer Qualität gedacht werden. 26 Mit Nagelgeld ist eine einmalige Zahlung gemeint, die den Soldaten die Abnutzung der genagelten Sandalen auf langen Märschen vergüten sollte. Tac. Hist. 3,50. 27 Im Folgenden nach Hoss, wie Anm. 15. 28 Paenula: ein wollener Kapuzenmantel, dessen Zipfel vorne oft bis zur Mitte des Oberschenkels fallen. Im Folgenden nach Hoss, wie Anm. 15. 29 Es handelt sich um die Markussäule, einige ungefähr gleichzeitige Paneele, die am Konstantinsbogen wiederverwendet wurden, und ein Relieffragment. Die Darstellungen sind schematisch und ungenau, der Gürtel wird wie die zweitunterste Schiene des Schienenpanzers dargestellt und war vermutlich farblich abgesetzt. Hoss, wie Anm. 15. 30 S. James: The Excavations at Dura-Europos conducted by Yale University and the French Academy of Inscriptions and Letters 1928 to 1937. Final report VII: The Arms and Amour and other Military Equipment. British Museum Press, London 2004, S. 246, 249. 31 Die Behosten, von bracae, Hose. 32 M. Harlow: Clothes make the man: power dressing and elite masculinity in the later Roman world, in: L. Brubaker, J. M. H. Smith (Hrsg.): Gender in the Early Medieval World, East and West, 300-900. Cambridge 2004, S. 44-69, hier 47, 64-65. 33 C. Van Driel-Murray: Foortwear in the Northwestern provinces of the Roman Empire, in: O. Goubitz, C. van Driel-Murray, W. Groenmanvan Waateringe (Hrsg.): Stepping through time: archaeological footwear from prehistoric times until 1800, Zwolle 2001, S. 362-402, hier 364-366. 34 Wandmalerei: James, wie Anm. 30, S. 39, fig. 18; Mosaiken: A. Carandini, A. Ricci, M. de Vos: Filosofiana. The villa of Piazza Armerina, the image of a Roman aristocrat at the time of Constantine, Palermo 1982, figs. 17, 119, 121, 122, 125, 126, 130. Tuniken: Harlow, wie Anm. 32, S. 54-62. Siehe auch den Artikel A. Paetz gen. Schieck in diesem Band. 35 Im Folgenden nach Hoss, wie Anm. 15. 36 Andreae 1980, S. 31-32; R. Göbl: Der Triumph des S s niden Šahpuhr über die Kaiser Gordianus, Philippus und Valerianus, in: Denkschriften der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Phil.-Hist. Klasse 1116, 1974; M. Meyer: Die Felsbilder Shapurs I., in: Jb DAI 105, 1990, S. 237-302. 37 James, wie Anm. 30, S. 39, Abb. 18. 38 Dies kann allerdings auch mit der Erhaltung des Gemäldes zusammenhängen. James, wie Anm. 30, S. 61. 39 A. Carandini, A. Ricci, M. de Vos, Filosofiana, wie Anm. 34, Abb. 17, 119, 121, 122, 125, 126, 130. 40 Coulston, wie Anm. 4, S. 142; A. Paetz gen. Schieck, in M.-L. Nosch, A. M. Carstens: Military and Textile Conference, Copenhagen 2008 (im Druck). 41 Mosaiken: K. M. D. Dunbabin: The mosaics of Roman North Africa. Studies in iconography and patronage. Oxford 1978, fig. 22-30, 33, 40, 42, 44, 46-49, 53, 55, 75, 88, 109, 114; K. M. D. Dunbabin: Mosaics of the Greek and Roman world, Cambridge 1999, Pl. 116, 118,122-24, 137-8, 142-3, 160-1, 227; Wandmalerei: R. Ling: Roman Wallpainting, Cambridge 1991, pl. 203, 206; K. M. D. Dunbabin: The Roman Banquet – Images of Conviviality, Cambridge 2003, pl. VII, IX, X, XII, XIII, XV; fig. 52-53,58,75, 90, 102-108, 111, 119-120; Mumienportraits: B. Borg: Mumienprotraits – Chronologie und kultureller Kontext, Mainz 1996, 161-163. Bis auf zwei Ausnahmen tragen alle dargestellten Männer eine weißliche Tunika mit clavii. Diese datieren von der julisch-claudischen Periode bis in die Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr., mit dem Schwerpunkt im 2.-3. Jahrhundert n. Chr. 42 S. E. Phang: Roman Military Service. Ideologies of Discipline in the Late Republic and Early Principate. Cambridge, USA, 2008., S. 84; Coulston, wie Anm. 4, S. 141. 108 Mannheimer Geschichtsblätter remmagazin 19/2010 rem-Wissenschaft Stefanie Hoss 43 Goldman, wie Anm. 2, S. 122-123. 44 S. F. Gilliam: Milites Caligati. Transactions and Proceedings of the American Philological Association 77, 1946, S. 183-191. Reprinted in: Roman Army Papers. MAVORS II, 1986, 43-191, 171 (37), 183 (43). 45 Josephus Bell.Jud. 6:85, Juvenal, Satires 3.248, 16:25. 46 In der Mishnah, einer Unterabteilung des Talmuds. Siehe L. Roussin: Costume in Roman Palestine: archaeological remains and the evidence from the Mishnah, in: J. L. Sebesta, L. Bonfante (Hrsg.): The world of Roman costume. Madison 1994, S. 182-190 und G. Stiebel: The militaria from Herodium, in: G. C. Bottini, L. Di Segni, L. D. Chrupcala (Hrsg.): One Land – Many Cultures. Archaeological Studies in Honour of Stanislao Loffreda OFM. Studium Biblicum Franciscanum, Cooectio maior 41, Jerusalem, S. 215-244, hier: 223, Anm. 108. 47 Gilliam, wie Anm. 44, S. 185 (45); Sueton, De Vita Caesarum, Caligula 1,1; Seneca, Dialoge, 2, 18, 4. 48 Van Driel-Murray, wie Anm. 33, S. 364-366. 49 Apuleius Metamorphosen, IV, 41. 50 Bishop und Coulston, wie Anm. 3, S. 107; Coulston, wie Anm. 4, S. 141; Hoss, wie Anm. 15. 51 Obwohl die genaue Befestigung der Schwertscheiden des 1. Jahrhundert n. Chr. am Gürtel noch nicht vollständig geklärt ist, scheint doch fest zu stehen, dass sie nicht wie beim Dolch „abknöpfbar“ gestaltet war. Ein kurzfristiges Entfernen der Schwertscheide war demnach wohl nicht möglich. Hoss, wie Anm. 15. 52 Tacitus Ann. XI, 18. 53 Vegetius, De re militari III, 8. 54 Rankov, wie Anm. 14, S. 44. 55 Juvenal Satirae, 16. 56 R. Gore: The dead do tell tales at Vesuvius, in: National Geographic 1984, 572-625; Bishop und Coulston, wie Anm. 17, S. 107; R. D’Amato: From Herculaneum’s ashes, in: Ancient Warfare 2009, III, 2, S. 42-47. 57 Vindonissa: E. Deschler-Erb: Vindonissa : Ein Gladius mit reliefverzierter Scheide und Gürtelteilen aus dem Legionslager. Jahresberichte Gesellschaft Pro Vindonissa 1996, S. 13-31; Koblenz-Niederberg: C. A. Jost: Vorbericht zu den Ausgrabungen 2002-2004 im Limeskastell Niederberg bei Koblenz, in: A. Thiel (Hrsg.): Forschungen zur Funktion des Limes. Beitrage zum Welterbe Limes 2, Stuttgart 2007, S. 49-55. 58 Hoss, wie Anm. 15. 59 James, wie Anm. 30, S. 257. 60 Siehe zum Beispiel die Session zur Identität von Artefakten im römischen Britannien in G. Davies, A. Gardner, K. Lockyear (Hrsg.): TRAC 2000: Proceedings of the Tenth Annual Theoretical Roman Archaeology Conference, University College London, April 2000, Oxford. 61 S. James: The community of the soldiers: a major identity and centre of power in the Roman empire, in: P. Baker, S. Jundi, R. Witcher (Hrsg.): TRAC 98: Proceedings of the Eighth Annual Theoretical Roman Archaeology Conference, Leicester 1998, Oxford, S. 14-25, 21. 62 Mit wenigen Ausnahmen wurden die verschiedenen metallenen Schurzverzierungen einzeln gefunden, was zu einer noch andauernden Diskussion führte, welche Typen zum Schurz zu rechnen sind und welche zum Pferdezaumzeug. Hoss, wie Anm. 15. 63 Der untere Gürtel war nach Aussage der Darstellungen gleichzeitig auch der Gürtel, an dem der Dolch befestigt war. Es ist wahrscheinlich, dass darin Absicht lag, das Gürtelgeklingel konnte durch Ablegen des Dolchgürtels so schnell minimiert werden. Da der Dolch schnell vom Gürtel „abknöpfbar“ war, konnte man ihn trotzdem mitführen. Hoss, wie Anm. 15. 64 Bishop und Coulston, wie Anm. 3], S. 110. 65 Ein Statussymbol, da bronzene Beschläge relativ teuer waren. Während Anschleichen durch den Schurz unmöglich gemacht wurde, war das Geräusch einer vorbei marschierenden Legion vermutlich sehr beeindruckend. Bishop und Coulston, wie Anm. 3, S. 110. 66 James, wie Anm. 30, S. 61. 67 J. E. Lendon: Empire of Honour. The Art of Government in the Roman World. Oxford 1997, S. 243-252, 249; Phang, wie Anm. 42, S. 100. 68 Petronius, Satyricon, 82; Bishop und Coulston, wie Anm. 3, S. 254; James, wie Anm. 30, S. 257; Phang, wie Anm. 42, S. 82. 69 James schränkt ein, dass diese Haltung im Kampf natürlich nicht eingehalten wurde. Während einer Schlacht waren die Soldaten gepanzert und ohne Mantel, was vermutlich zu einer anderen Haltung führte. Sie ist jedoch zum Verständnis der Bewegungsmuster des stehenden und laufenden ungepanzerten römischen Soldaten unabdinglich. Zudem können diese Bewegungsmuster zum hab-i tus des Soldaten gerechnet werden. Siehe James, wie Anm. 30, S. 257. 70 Zum Beispiel Apuleius, Metamorphosen IX, 39. 71 J. P. Roth: The Logistics of the Roman Army at War (264 B.C. - A.D. 235), Leiden 1999, S. 9-10; Tac. Hist. 4,1. 109 remmagazin 19/2010 rem-Wissenschaft Mannheimer Geschichtsblätter Der Gürtel als Standeszeichen der römischen Soldaten 72 Coulston, wie Anm. 4, S. 151. 73 James, wie Anm. 30, S. 261. 74 P. Bourdieu: Distinction: a Social Critique of the Judgment of Taste. (transl. by Richard Nice), Cambridge, USA, 1984, S. 466. 75 Goldsworthy, wie Anm. 9, S. 249, 251-252. 76 James, wie Anm. 30, S. 252. 77 James, wie Anm. 30, S. 261. 78 Lendon, wie Anm. 66, S. 250. 79 Goldsworthy, wie Anm. 9, S. 256-257;. Goldsworthy, wie Anm. 6, S. 201. 80 Goldsworthy, wie Anm. 6, S. 202; B. Campbell: War and Society in Imperial Rome 31 BC – AD 284. London 2002, S. 36. 81 Da die Centurien ihre Namen vom Centurio erhielten, wechselte dieser, wenn der Centurio wechselte. Rankov, wie Anm. 14, S. 64. 82 Goldsworthy, wie Anm. 9, S. 253; Campbell, wie Anm. 70, S. 37; Rankov, wie Anm. 14, S. 65. 83 Goldsworthy, wie Anm. 9, S. 253; Lendon, wie Anm. 66, S. 250; Goldsworthy, wie Anm. 6, S. 200-201. Das Beispiel des Auftretens der batavischen Auxiliareinheiten gegenüber der 14. Legion zeigt, dass auch Auxiliareinheiten eine bestimmte Reputation hatten. Tac. Hist. II, 66. 84 Lendon, wie Anm. 66, S. 251. 85 Goldsworthy, wie Anm. 6, S. 202-203; M. Driessen: Bouwen om te blijven. De topografie, bewoningscontinuïteit en monumentaliteit van Romeins Nijmegen. Rapportage Archeologische Monumentenzorg 151, Amersfoort 2007, S. 16-23, 170-173 (178-181). 86 Kampf: Lendon, wie Anm. 66, S. 251; Training: Phang, wie Anm. 42, S. 39-40, 61; Bauten: ebenda S. 244; Goldsworthy, wie Anm. 6, S. 202. 87 Goldsworthy, wie Anm. 6, 202. – Campbell, wie Anm. 71, S. 37. 88 Goldsworthy, wie Anm. 6, S. 249; Campbell, wie Anm. 71, S. 40; Lendon, wie Anm. 9, S. 247-248; Phang, wie Anm. 42, S. 197-198. 89 Lendon, wie Anm. 67, S. 262-265; Goldsworthy, wie Anm. 6, S. 253-255; Campbell, wie Anm. 70, S. 37-38; Rankov, wie Anm. 14, S. 65-66. 90 Phang, wie Anm. 42, 140-143. 91 Phang, wie Anm. 42, 142. – Goldsworthy, wie Anm. 6, S.206; Roth, wie Anm. 71, S. 18; Hafer: Front. Strat. 4.1.25; Liv. XXVII, 13, 9; Plut., Marc. 24,6; Plut. Ant. 38,7; Polyb. 6,38,4; Polyaenus 8.24.1; Suet., Aug. II, 24; Entkleiden: Val. Max. II, 7. 92 Liv., XXVII, 13, 9; Front., Stratag. IV, I, 26-27, 43; Val. Max. II, 7, 9; Plut. Luc. 15, 7; Suet. Aug. 24; Herod. Hist. II, 13, 8-9; HistAug Avidius Cassius 6. 93 Harlow, wie Anm. 32, 54;. – Phang, wie Anm. 42, S. 198. Zum Makel der Verweichlichung, bzw. Verweiblichung: Lendon, wie Anm. 66, S. 241-242. 94 Herod., Hist. II, 13, 8-10; Festus 104; Cod. Theodos. XII, 1, 181 §1. 95 Phang, wie Anm. 42, 143. 96 Phang, wie Anm. 42, 140. 97 Goldsworthy, wie Anm. 5, S. 252. 98 Als Beispiel kann der Grabstein des Tiberius Claudius Maximus dienen, dieser wurde durch die Gefangennahme des Dakerkönigs Decebalus berühmt. Siehe M. P. Speidel: The captor of Decebalus, in: M. Speidel: Roman Army Studies I. Mavors I, Amsterdam 1984, S. 173-187 (Ursprünglich in: Journal of Roman Studies 60, 1970, S. 142-153). 99 V. A. Maxfield: The Military Decorations of the Roman Army, London 1981, S. 47-49. 100 Wallace-Hadrill, wie Anm. 1, S. 41-42. 110